Die Automobilbranche erlebt durch den voranschreitenden technologischen Fortschritt, ein sich änderndes Verbraucherverhalten und eine ehrgeizige Klimapolitik eine rasante Revolution. Auch Versorgungsengpässe im Zusammenhang mit der Corona Pandemie tun ein Übriges, um den Sektor zur Neuausrichtung, Flexibilisierung und innovativen Lösungssuche zu animieren. Diese Innovationen und ein zunehmend dichter vernetztes weltweites Wirtschaftssystem sind unverzichtbare Elemente für die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität der Zukunft.
Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, zum Leitmarkt im Bereich Elektromobilität aufzusteigen und investiert in entsprechende Forschung, Innovation und internationale Kooperation. Es wurden beispielsweise Förderprogramme aufgelegt, die den Kauf von elektrisch betriebenen Fahrzeugen durch direkte Subventionen sowie Steueranreize begünstigen. Der Ausbau der privaten und öffentlichen Ladesäuleninfrastruktur wird ebenfalls durch verschiedene Programme mit insgesamt 4 Mrd. EUR gefördert.
Argentinien auf der anderen Seite, bietet in diesem Kontext hervorragende Voraussetzungen zur Zusammenarbeit und hat gute Chancen sich erfolgreich als Partnernation für Projekte im Mobilitätssektor zu präsentieren. Das Land kann in Anbetracht seiner umfangreichen Lithiumressourcen und hervorragenden Voraussetzungen für die Gewinnung von grünem Wasserstoff eine Schlüsselposition für die Fortentwicklung von Elektromobilität einnehmen.
Nachhaltige Entwicklung, ein globales Ziel. Die 2015 von der UN-Generalversammlung verabschiedete Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bietet einen Rahmen und einen Kompass für die Länder der Welt, die sich verpflichtet haben, die wirtschaftliche Entwicklung unter Berücksichtigung von sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz zu fördern. Um die Ziele der Agenda zu erreichen, bedarf es allerdings struktureller Veränderungen, des Engagements der Regierungen und der Impulse des Privatsektors und der Wissenschaft.
Die Mobilität der Zukunft, eine aktuelle Herausforderung. Eine der wichtigsten Veränderungen, die dieser globale Wandel erfordert, hat mit der Mobilität zu tun. In Lateinamerika beispielsweise müssen der Energie- und der Verkehrssektor ihren CO2-Fußabdruck bis 2050 um zwei Tonnen pro Kopf und Jahr reduzieren, was nur durch umfangreichen Wissensaustausch, lokale Investitionen und internationale Kooperation möglich sein wird.
In diesem Zusammenhang hat die Elektromobilität begonnen, sich als Option zu positionieren, um die Verkehrsbedürfnisse der Menschen auf der ganzen Welt zu erfüllen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz und der Reduzierung von Emissionen zu leisten.
Die Rolle Deutschlands. Seit mehreren Jahren setzt sich die Bundesregierung gemeinsam mit den weltweit führenden Automobilherstellern dafür ein, Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu machen. Dafür sollen bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische PKWs auf deutschen Straßen fahren, die Emissionen massiv gesenkt (-55% bei Neuwagen und insgesamt -40% im gesamten Transportsektor, verglichen mit 2005) und die Ladeinfrastruktur umfassend ausgebaut werden. Deutschland ist somit der ideale Partner, um diesen Übergang in Argentinien durch den Austausch von Erfahrungen und Technologien zu begleiten und die Entwicklung einer nachhaltigen städtischen Mobilität vor Ort zu fördern.
Lokales Potenzial. Der argentinische Automobilsektor, der 130.000 Arbeitsplätze schafft und 7% des industriellen BIP ausmacht, verfügt über gute Voraussetzungen, sich als Protagonist dieses Wandels auf lokaler Ebene zu positionieren. Seine lange Exporttradition verschafft ihm außerdem eine privilegierte Position und ein großes Potenzial, sich als führender Industriezweig und Referenz in der Region zu konsolidieren.
Eine Entwicklung in diese Richtung kann dazu beitragen, neue Wertschöpfungsketten in der digitalen Industrie zu entwickeln, was wiederum die Schaffung neuer hochqualifizierter Arbeitsplätze mit sich bringen würde.
Auf der anderen Seite bietet die Entwicklung der Elektromobilität im Lande die Möglichkeit, die Anhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und damit den Weg zur Erreichung der Ziele der nachhaltigen Entwicklung einzuschlagen. Wasserstoff ist in diesem Sinne ein Schlüsselelement für die Versorgung des elektrischen Verkehrs mit sauberer Energie, mit einem enormen Potenzial für die lokale Entwicklung. Auch der Abbau von Lithium, ein für die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge notweniger Rohstoff, birgt enorme Potenziale für die argentinische Wirtschaft: Zusammen mit Bolivien und Chile verfügt Argentinien über mehr als 60% der weltweiten Lithiumreserven.
Vor diesem Hintergrund fand am 07.12.2021 das Zukunftsforum Argentinien und Deutschland zum Thema Mobilität statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der AHK Argentinien und der Deutschen Botschaft in Buenos Aires organisiert. Ziel war es im Dialog mit internationalen Experten über Trends und Herausforderungen der nachhaltigen Mobilität zu informieren und insbesondere die strategische Verknüpfung zwischen Argentinien und Deutschland im Bereich der Elektromobilität darzustellen.
In vier Diskussionsrunden wurden im Einzelnen die Themen Industrie, Infrastruktur, Zulieferer und Energie näher beleuchtet. Es wurde deutlich, dass die Zukunft der Mobilität HEUTE beginnen muss: Es wurde viel über die Aus- und Weiterbildung von qualifiziertem Fachpersonal gesprochen, um diesen Wandel in der Automobilindustrie zu ermöglichen.
In allen Panels wurde die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens betont. Einer der größten Wünsche der gesamten Automobilbranche ist die Schaffung eines stabilen, langfristigen Rahmens und gemeinsamer Maßnahmen. Elektromobilität kann nicht ohne die parallele Entwicklung anderer Sektoren als ganzheitliches Konzept vorangetrieben werden: die Entwicklung sauberer Energie und der notwendigen Infrastruktur, die Transformation von Zulieferern und Automobilunternehmen, die mehr und mehr technologische Elemente einbeziehen, mehr Dienstleistungsbereiche und Innovation umfassen. Alle diese Veränderungen machen nur Sinn, wenn sie Hand in Hand geschehen.
Während der verschiedenen Diskussionsrunden wurden somit zahlreiche Beispiele für Partnerschaften, gemeinsame Aktionen von Unternehmen der Branche mit öffentlichen Institutionen sowie konkrete Fälle von Innovation im Bereich der Mobilität vorgestellt. Das kürzlich angekündigte Gesetz zur nachhaltigen Mobilität in Argentinien ist ein weiteres gutes Zeichen.
Deutschland unterstützt Argentinien seit Jahren bei diesem Übergang durch den Austausch von Know-How und Technologien. Die erzielten Fortschritte und das große Potenzial stärken die bilaterale Zusammenarbeit und machen sie zu einer strategischen Allianz, damit Deutschland und Argentinien gemeinsam die Debatte über die Mobilität der Zukunft anführen können.
Kontakt: Julieta Barra / jbarra(at)ahkargentina.com.ar