Seinen strategischen Standort und die gut aufgestellte Pharmaindustrie nutzend, ist Argentinien bereits jetzt voll integriert in die Produktion verschiedener Impfstoffe.
Trotz der erheblichen Infektions- und Todesraten im Land hat sich Argentinien dank des hohen Entwicklungspotenzials seines Pharmasektors als Cluster für die Produktion von Impfstoffen positioniert.
Das Unternehmen MaBxience lieferte den Wirkstoff für die Herstellung von 60 Mio. Dosen an AstraZeneca. Die Firma Laboratorio Richmond stockt die Produktion auf und soll bald 5 Mio. Dosen / Monat der Sputnik V herstellen und auch die Vereinbarung zur Produktion des chinesischen Impfstoffes Sinopharm schreitet voran. Weiterhin ist die lokale Entwicklung mehrerer Impfungen fortgeschritten.
Nach Schätzungen des auf die Analyse von Wissenschafts- und Gesundheitsdaten spezialisierten Beratungsunternehmens Airfinity, könnte Argentinien bis Ende 2021 zum achtgrößten Impfstoffproduzenten der Welt aufsteigen. Alles deutet darauf hin, dass das Land sich in Kürze unter den Top 10 Produzenten für Impfungen gegen Covid-19 befinden wird, Seite an Seite mit Ländern bzw. Regionen wie China, der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten, Indien, Großbritannien und Russland.
Obwohl das Gesundheitsministerium diesbezüglich kühne Prognosen vermeidet, wurde verkündet, dass dieses Ziel definitiv angestrebt wird und bis Jahresende nicht nur die gesamte Bevölkerung geimpft, sondern Argentinien auch zu den ersten Exportnationen für Impfstoffe gegen Covid-19 in Lateinamerika sein soll.
Insgesamt wird angenommen, dass sich bis zum Ende dieses Jahres die Weltproduktion von Impfstoffen versechsfachen müsste, um auf globalem Niveau die notwendigen Mengen von Impfstoff bereit zu halten und Immunität zu erreichen. Bisher wurden in den Laboratorien der Welt 1,73 Mrd. Dosen Impfstoff produziert. Nach den Hochrechnungen von Airfinity könnte diese Zahl bis zum 31. Dezember - in einer idealen Situation - auf 11 Mrd. ansteigen. Dabei wird auch davon ausgegangen, dass ein Großteil dieses massiven Produktionssprungs von privaten Laboratorien in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen vorangetrieben wird, z.B. in Indien und Argentinien. Ein weiterer Vorteil: Die produzierenden Länder wären damit auch unter denjenigen, die ihre Bevölkerung am schnellsten immunisieren können.
Argentinien ist bereits jetzt voll integriert in die Produktion verschiedener Impfstoffe und fungiert als „Leuchtturm“ der Region in dieser Hinsicht. AstraZeneca, Sputnik V und Sinopharm setzen auf Argentinien für den Aufbau einer integrierten Produktion ihrer Entwicklungen. Auch über den Einstieg in die Lieferketten der kubanischen Technologien wird verhandelt und Eigenentwicklungen verschiedener Universitäten und Forschungszentren des Landes schreiten voran, so z.B. die der Nationalen Universität San Martín (mit dem Namen "Arvac Cecilia Grierson"), der Nationalen Universität La Plata und schließlich der des Zusammenschlusses des Instituts Leloir, dem Conicet und dem biotechnologischen Unternehmen Vaxinz.
Von Anfang an war Argentinien beteiligt an der Durchführung klinischer Studien einer ganzen Reihe von Impfstoffentwicklungen und hat umfangreiche Erfahrung in diesem Bereich. Unter anderem führten Sinopharm, Pfizer, CanSino, Janssen, Medicago, Bayer und BriLife klinische Studien der Phase III hier durch. Dies und die sich nun ausweitende Produktion verschiedener Impfstoffe sowie deren Export werden es dem Land ermöglichen, sein Prestige (und die Deviseneinnahmen durch Exporte) zu steigern. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass Argentinien in der Lage ist, Talent und Wissen an andere Länder in der Region weiterzugeben.
Impfstoffe sind zu einer ebenso strategischen wie begehrten Ressource geworden. Der anfängliche weltweit spürbare Produktions- und Verteilungsengpass scheint inzwischen gelöst zu sein und so können positive Zukunftsaussichten zur Bewältigung dieser globalen Krise Gestalt annehmen. In diesem Zusammenhang könnte Argentinien durch die Bemühungen der Regierung und vor allem dank seiner installierten Kapazitäten und hervorragenden Humanressourcen in der Pharmaindustrie eine sehr interessante Rolle spielen. Der argentinische Medizin- und Pharmasektor bietet große Investitions-, Kooperations- und Expansionsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen in der lateinamerikanischen Region. Der Erfolg deutscher Unternehmen im Land wie Merck, Fresenius, Evonik, BBraun und Bayer sind dafür exzellente Beispiele.
Kontakt: Julieta Barra | jbarra(at)ahkargentina.com.ar